Kraft I:
Muskeln, die Sie im Golfschwung halten
Artikel von Dr.med. Martin Lauterburg in DRIVE, das Magazin zum Golfsport, Ausgabe April 2002, S. 54-57
"Die Frage ist nicht, ob Golferinnen und Golfer Kraft trainieren sollen, sondern nur: wie?" Der Muskelaufbau ist neben der Beweglichkeit ein weiterer wichtiger Faktor für eine optimale körperliche Leistungs-fähigkeit im Golfsport. Ihre kräftigeren Golfmuskeln versetzen Ihren Körper zudem in die Lage, die Schlägerkopf-geschwindigkeit zu erhöhen bzw. den Ball mit mehr Distanz zu schlagen, aber ebenso bedeutend ist, dass Sie neu mit weniger Krafteinsatz gleichviel erreichen wie vorher mit 100%. Dadurch ermüden Sie weniger schnell und senken das Risiko, sich Verletzungen zuzuziehen. Sie geben Ihrem Golfspiel durch Ihren neuen und «dosierten» Golfschwung auch mehr Sicherheit und Konstanz.Lange vertrat man die Ansicht, dass das Krafttraining den Golfschwung eher behindert und dadurch für den Golfsport sogar «schädlich» sei. Dies hat sich aber so nicht bestätigt und heute ist man klar vom Gegenteil überzeugt. Spätestens aber nach einer Verletzungspause wird selbst jedem Skeptiker klar, dass es ohne Kräftigung der Golfmuskeln nicht geht. Die Frage ist deshalb nicht, ob oder ob nicht trainiert werden soll, sondern nur: wie? Auch wenn es die unterschiedlichsten Ansichten zu den Trainingsmethoden gibt, und einige hüten es sogar wie ihr grosses Geheimnis, sollte aus sportmedizinischer Sicht die Kräftigung der Golfmuskeln sowohl die Verbesserung der Muskelausdauer (Kraftausdauer) als auch die Stärkung der Muskelkraft durch Muskelaufbau beinhalten. Und damit durch den Muskelzuwachs keine Muskelverkürzung mit Beweglichkeitseinschränkung eintreten kann, gehört zudem zu jedem Krafttraining auch das intensive und regelmässige Stretching der Golfmuskeln (vgl. Drive Februar/März 2002). Rumpfmuskulatur am wichtigsten Welches sind nun aber die wichtigsten Golfmuskeln? Es ist die Rumpfmuskulatur. Sie ist bereits für die meisten Sportarten und ganz spezifisch auch für den Golfsport von zentraler Bedeutung. Weitere wichtige Golfmuskeln befinden sich beim Golfer in den Hüften und in den Beinen sowie im Schultergürtelbereich. Der Rumpfbereich ist nicht nur von zentraler Bedeutung, leider ist dies auch der Ort, wo selbst viele Spitzensportler in den meisten Sportarten, am wenigsten im Stabhochsprung und im Kunstturnen, nach wie vor erhebliche Kraft- und Ausdauerdefizite aufweisen. Deshalb kann nicht genug in dieses wichtige Bindeglied zwischen der oberen Extremität (Schläger) und den Beinen (Stand) investiert werden, sowohl hinsichtlich Beweglichkeit als auch hinsichtlich Muskelaufbau. Untersuchungen an gesunden Golfern im Vergleich mit gesunden, beschwerdefreien Personen haben aber auch gezeigt, dass sich der Golfspieler vor allem durch eine kräftigere Rumpfmuskulatur im Rückenbereich ausweist, während bezüglich der Bauchmuskulatur kein wesentlicher Unterschied feststellbar war. Während ein Gewichtsheber der bekanntlich möglichst schwere Gewichte stemmen will und daher in erster Linie eine grosse Maximalkraft benötigt, mit grossen Gewichten und kleinen Wiederholungszahlen trainiert, sieht das Training des Golfers anders aus.Wir wollen ja primär die Golfmuskeln so stärken, dass wir während des Golfspiels genügend muskuläre Reserven besitzen und dass wir das Verletzungsrisiko verringern. Golfer und Golferinnen müssen daher vorwiegend ihre muskuläre Ausdauer und ihre Muskelkraft durch Muskelaufbau trainieren. Dazu wird am Anfang, weder für das Ausdauer- noch für das Krafttraining, ein zusätzliches Gewicht gebraucht. Das eigene Körpergewicht ist vollauf genügend. Zudem sind die folgenden Übungen so konzipiert, dass Sie sie jederzeit problemlos zu Hause oder auch unterwegs durchführen können. Auch Regeneration ist wichtig Regenerationszeiten einerseits und ein regelmässiges Stretching andererseits – nicht nur vor und nach dem Krafttraining – sind ebenso wichtig. Ich empfehle, für einen erfolgreichen Muskelkraftaufbau und für ein effektives Ausdauerkrafttraining 2–4 Trainingseinheiten pro Woche durchzuführen. Am Anfang wird kein zusätzliches Gewicht benötigt. Das eigene Körpergewicht ist vollauf genügend.
Kraftübungen
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