Je
intensiver und seriöser
eine Sportart betrieben wird, desto
wichtiger, spezifischer und
individueller wird die
optimale Vorbereitung
bzw. das gezielte
Trainingsverhalten.
Dies gilt auch im Golfsport.Wer zum ersten
Tee oder zur Driving Range
hetzt, riskiert
nur, frustriert zu werden oder sich gar
zu verletzen.
Deshalb sollte jeder sein
eigenes, jederzeit praktizierbares
Aufwärm-programm im Repertoire haben, um
seinen Körper optimal aufs
Training oder eine
Runde Golf vorzubereiten.
Ausserhalb des Golfplatzes
ist ein wöchentliches Training für Ausdauer und Kreislauf, eine gezielte
Verbesserung der Beweglichkeit durch häufiges Stretching (vgl. Drive Februar/
März 02) und eine Stärkung der golfspezifischen Muskeln (vgl. Drive April 02)
mit gezielten Übungen eine optimale Voraussetzung, um fit und beschwerdefrei zu
golfen. Genauso wichtig und dringend zu empfehlen ist die körperliche
Vorbereitung auf dem Golfplatz unmittelbar vor der Runde oder dem Training auf
der Driving Range durch das Praktizieren eines gezielten, golfspezifischen
Aufwärmprogramms (Warm up). Das Ziel eines solchen Aufwärmprogramms ist es,
seinen Bewegungsapparat bzw. seine golfspezifischen Muskeln und Gelenke in einen
optimalen Zustand für die bevorstehende Muskelarbeit bzw. Belastung während des
Golfschwunges zu versetzen und die für das Golfen wichtigen und gespeicherten
Bewegungsmuster zu aktivieren. Auf dem Golfclub angekommen, kann bereits auf dem
Parkplatz mit der Vorbereitung begonnen werden. Nach dem Aussteigen aus dem Auto
eignen sich Übungen zum richtig Durchatmen sowie erste Dehnübungen. Die Cleveren
werden sowieso die am weitesten entfernten Parkplätze bevorzugen, um sich auf
dem Weg zum Klubhaus oder zur Driving Range mit schnellem Gehen etwas
aufzuwärmen.
Auch schon in der Garderobe
In der Garderobe können weitere Dehnübungen beim Umziehen und
beim Anziehen der Schuhe durchgeführt werden. Spätestens aber bevor Sie den
Golfschläger in die Hand zu nehmen gedenken, sollten Sie mit Ihrem
Aufwärmprogramm beginnen. Suchen Sie sich dafür einen geeigneten Ort aus, an dem
Sie sich konzentrieren sowie Ihr Aufwärmprogramm ungestört durchführen können.
Ein korrektes Aufwärmprogramm nimmt immer etwa 10 bis 15 Minuten in Anspruch.
Doch was sind Minuten im Vergleich zu den Wochen einer Verletzung? Ein
golfspezifisches Aufwärmprogramm kann folgendermassen unterteilt werden: 1.
Aufwärmen, 2. Statisches und dynamisches Stretching, 3. Probeschwünge.
Zuerst beginnt man mit dem Aufwärmen, indem die eigene
Körpertemperatur durch Muskelarbeit und Kreislaufsteigerung wie Jogging oder
Seilspringen (Ziel 3 bis 5 Minuten) angehoben wird. Auch Kniebeugen,
Hampelmänner oder andere Aerobicübungen wie Armschwingen sind dafür geeignet und
wirkungsvoll. Als nächstes werden Stretchingübungen durchgeführt. Ein ideales
Stretching-Programm sollte Übungen sowohl für die obere Extremität mit der
Schulter und den Rumpf mit der Wirbelsäule als auch Übungen für die untere
Extremität mit den Hüften umfassen. Anhand der abgebildeten Übungen
(Bild 1–6) können Sie die wichtigsten
Golfmuskeln im Schulter-, Rumpfund Beinbereich dehnen.
Als nächstes
werden Übungen als Vorbereitung auf den Golfschwung durchgeführt,indem Sie
Golfschwünge ohne Golfschläger durchführen (Bild 7). In einer weiteren, beliebten Übung werden Golfschwünge, mit dem
Golfschläger auf den Schultern oder hinter dem Rücken, imitiert. Versuchen Sie
diese Übung (Bilder 8a und 8b) mit
geschlossenen Augen und achten Sie auf Ihre Balance, die Gewichtsverlagerung,
die Schwungauslösung und die Bewegungsreihenfolge sowie auf Ihre
Körperstellungen in der Ansprechposition, im Rückschwung, im Balltreffmoment und
in der Finish-Position.
Mit zwei Clubs schwingen
Als nächstes beginnen wir behutsam mit den ersten
Probeschwüngen. Ich empfehle Ihnen, die ersten Schwünge mit zwei Schlägern
durchzuführen. Versuchen Sie dabei besonders, das Gefühl für das Schwingen der
Schläger zu erfassen.Das Gewicht der Schläger hilft Ihnen, die Hände und
Vorderarme passiv zu lassen und den Schwung mit Ihrem Körper zu erzeugen
(Bilder 9a–c).
Zuerst mit kurzen Eisen
Jetzt beginnen wir die ersten Golfbälle zu schlagen, indem wir
zuerst mit einem kurzen Eisen chippen und uns langsam über den half swing zum
vollen Golfschwung steigern. Dann wechseln wir zum mittleren und langen Eisen,
dann zu den Hölzern. Die letzten Bälle werden mit dem Schläger gespielt, mit dem
Sie am ersten Tee auch abschlagen werden.
Fradkin-Studie
Australische Sportmediziner wollten es genauer wissen und
untersuchten, ob und wie sich erwachsene Amateurgolfer und -golferinnen auf das
Golfen vorbereiten. Zwei unabhangige Untersucher beobachteten unbemerkt die
Probanden. Dabei wurde auf das Durchfuhren einer der folgenden Aktivitaten
geschaut:1.Aufwarmen durch Aerobicubungen oder Joggen, 2. dynamisches und 3.
statisches Dehnen sowie 4. Probeschwunge. Die Analyse der erhobenen Daten von
1040 vorwiegend mannlichen Probanden (80%) zeigte, dass nur jeder Zweite (54%)
irgendeine der vier Aufwarmaktivitaten durchfuhrte,und dass dies in 2.3 der
Falle durchschnittlich nur zwei Probeschwunge waren. Keiner hat sich mit Joggen
oder mit Aerobicubungen aufgewarmt, und nur wenige haben sich durch statische
Stretchingubungen gedehnt (3%).Von den 9%, die ein dynamisches Stretching
praktizierten, haben 4.5 ihre Schultern und 1.5 ihren Rucken kurz gedehnt.
Interessanterweise haben 77% nur eine, 17,8% zwei, 4,8% drei und lediglich 0,4%
alle vier Kategorien des Aufwarmprogramms durchgefuhrt. Die Untersucher kommen
zum Schluss,dass in Zukunft vermehrt Golfende einerseits auf den Nutzen einer
golfspezifischen Vorbereitung und Fitness sensibilisiert und andererseits auch
in der Durchfuhrung von Aufwarmubungen instruiertwerden mussen. Fradkin AJ et
al.: Warm up practices of golfers:are they adequate? Br J Sports Med
2001;35:125-27.
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