Gemäss aktuellen
Zahlen und Schätzungen geht man heute davon aus, dass rund zwei Drittel aller
Golfenden während ihres «Golferlebens » mindestens einmal eine Verletzung beim
Golfen erleiden werden. Auf der PGA-Tour spielen jedes Jahr 10–33% der
Professionals mit bzw. trotz Verletzungen, und die Mehrzahl der Pros muss bis zu
6 Wochen pro Saison wegen Verletzungen pausieren.Neben den ebenfalls
vorkommenden Schulter-, Ellbogen- und Handverletzungen stellt die Wirbelsäule
mit Abstand die häufigste Lokalisation von Schmerzen und Verletzungen dar (vgl.
Drive 1/2002). Auf der PGA-Tour liegen rund 60% der Verletzungen von
Professionals im Rückenbereich. |
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Gefährdete
Lendenwirbelsäule
Als Bindeglied zwischen der unteren
und der oberen Extremität entstehen beim Golfschwung vor allem im unteren
Rückenbereich enorme Dreh-, Druck- und Scherkräfte, die gemäss biomechanischen
Untersuchungen bis zum 6–8-fachen des Körpergewichts betragen können. Für eine
Verdrehung der Wirbelsäule ist aber vorwiegend die Wirbelsäule im Brustbereich
geeignet, während die Lendenwirbelsäule eigentlich eher für Biegung und
Strekkung gebaut ist, sodass bei Rotationen vor allem die dafür nicht geeignete
Lendenwirbelsäule belastet wird. Dieses wiederholte Verdrehen beim Golfschwung
gilt als Hauptursache für die Entstehung von Schmerzen und Verletzungen im
Bereich Lendenwirbelsäule. Eine schlechte Schwungtechnik und eine schlecht
trainierte Stützmuskulatur im Rumpfbereich sowie eine eingeschränkte
Beweglichkeit der Wirbelsäule sind weitere Faktoren, die das Risiko für
Verletzungen im Rückenbereich erhöhen. Schmerzen können sowohl im Rahmen von
Abnutzungserscheinungen an den Wirbelgelenken und den Zwischenwirbel-
Stossdämpfern, dem Diskus, aber auch bei Verletzungen des Diskus selbst mit
Einklemmung der Nervenwurzel, so genannte Diskushernie, entstehen. Es kann nicht
genug darauf hingewiesen werden, wie wichtig eine verbesserte Beweglichkeit
durch Stretching (vgl. Drive 4/2003) sowie eine auftrainierte Muskulatur im
Rumpfbereich (vgl. Drive 2-3/2003) für die Verletzungsprophylaxe ist. Doch
welche Schwungtechnik bzw.welche Schwungkorrekturen sind für Golfende mit
Rückenschmerzen sinnvoll? Dieser Frage sind Ärzte aus Kalifornien nachgegangen,
indem sie untersuchten, welche Schwungunterschiede zwischen Golfern mit
Rückenschmerzen und solchen ohne Rückenschmerzen zu verzeichnen sind. Anhand
eines Korsetts wurden die Bewegungen und Stellungen der Wirbelsäule während des
Golfschwunges untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass sich der Golfschwung
der Probanden mit Rückenschmerzen im Vergleich zu den beschwerdefreien Golfern
in drei Aspekten unterscheidet. Erstens zeigten Golfer mit Rückenschmerzen in
der Ansprechposition eine stärker nach vorne geneigte Wirbelsäule (vgl. Bild
1) und standen dafür im Rückschwung eher zu aufrecht (Bild 2). Dies
heisst, dass eine Wirbelsäulen-Drehachse, die in Bezug auf die Schwungebene
nicht senkrecht steht, vermehrt den Rücken belastet. Zweitens zeigten Golfer mit
Rückenschmerzen im Rükkschwung ein verstärktes seitliches Verbiegen in
Zielrichtung (Bild 3a und 3b), und drittens belasteten sich Golfer mit
Rückenschmerzen unnötig, indem sie häufig über ihre Beweglichkeitsgrenze hinaus
ihre Wirbelsäule verdrehten.
Im Alltag
den Rücken schonen
Eine weitere wirkungsvolle Massnahme
zur Reduktion von Belastungen im Wirbelsäulenbereich ist die Verkürzungen des
Rückschwunges
(Bild 4a und 4b). Studien zeigten, dass
durch einen verkürzten Rückschwung die Schlägerkopfgeschwindigkeit um nur 1,4%
reduziert wird und die Präzision sogar ansteigt. Ebenso effektiv zur Entlastung
der Wirbelsäule ist der klassische Golfschwung nach Harry Verdon, bei dem das
Becken und der Oberkörper gemeinsam mit dem dem Ziel zugewandten Fuss gedreht
werden (Bild 5a und 5b).
Durch die abgebildeten Schwungänderungen können auch
Sie einen rückenschonenderen Golfschwung erlernen, doch ebenso wichtig ist
regelmässiges Kräftigungs- und Beweglichkeitstraining sowie ein konsequentes,
rückenschonendes Alltagsverhalten.
B
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Bild 1
Fehler 1 -
Durch eine
zu stark nach
vorne gebeugte
Ansprechposition werden Ihre Wirbelsäule und Ihre Rückenmuskulatur stärker
belastet.Versuchen Sie deshalb, in der Ansprechposition sowie beim Putten in
einer
aufrechteren Position
(Bild 1) zu stehen.
Bild 2
Fehler 2 - Die
Wirbelsäulenneigung ist im Rück- und Durchschwung in Bezug auf die Schwungebene zu aufrecht. Belastungen
können reduziert werden, indem Sie Ihre
Wirbelsäulen-Drehachse
senkrecht (Bild 2) zur Schwungebene bringen.
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Bild 3a und 3b
Fehler 3
- Wer im Rückschwung versucht,
den Kopf um jeden Preis an gleicher Stelle zu halten, läuft Gefahr, seine
Wirbelsäule
seitlich zu biegen
(Bild 3a). Diese Wirbelsäulenbelastungen können Sie reduzieren, indem Sie im
Rückschwung Ihr Gewicht mit einer
geraden
Wirbelsäule (Bild 3b)
verschieben.
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Bild 4a und 4b
Fehler 4 -
Der Rückschwung und die
Oberkörperdrehung sind zu forciert
(Bild 4a), dadurch entstehen
unnötige Belastungen in der Wirbelsäule.Versuchen Sie,um die Wirbelsäule zu
entlasten, den
Rückschwung zu
verkürzen (Bild 4b).
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Bild 5a und 5b
Fehler 5
- Durch das gegenseitig maximale
Verdrehen von Oberkörper und Becken entstehen enorme Belastungen in der
Wirbelsäule.Abhilfe schafft der klassische
Golfschwung nach
Harry Verdon: Im Rückschwung
werden das Becken und der Oberkörper sowie der dem Ziel zugewandte Fuss
gleichzeitig mitgedreht (Bild 5a),während in der Finish-Position auf eine
ausbalancierte Köperposition mit geradem Rücken geachtet wird (Bild 5b).
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Änderungen des
Golfschwungs, die Ihre Wirbelsäule entlasten
1. Regelmässiges Kraftausdauertraining der
Rücken-, Rumpf- und Bauchmuskulatur sowie Gymnastik und Übungen zur
Beweglichkeitsverbesserung der Wirbelsäule.
2.
Vor dem Golfen immer ein adäquates
Warm-up-Programm durchführen, bevor mit Golfschwüngen begonnen wird.
3.
In der Ansprechposition aufrechter und dadurch auch
entspannter stehen.
4.
Den Rückschwung abkürzen und die
Schulterdrehung nicht forcieren.
5. Im Rückschwung Wirbelsäule gerade
halten und nicht in Richtung Ziel beugen.
6. Im Rückschwung den linken Fuss
abheben und die Hüften zusammen mit den Schultern drehen.
7.
Vom vollendeten Rückschwung bis zum
Durchschwung die Wirbelsäulen-Drehachse senkrecht zur Schwungebene halten.
8. In der Finish-Position
ausbalanciert, mit geradem Rücken und keinesfalls mit hohlem Kreuz stehen.
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