Wer sich effektiv vor
Golfverletzungen schützen will, muss sich
neben den anatomischen Gegebenheiten
seines Bewegungsapparates auch mit der Biomechanik
des Golfschwunges auseinander setzen. Denn
der Golf-schwung birgt in verschiedenen Positionen die
Gefahr, unseren Körper
durch übermässige Belastung zu verletzen. Obschon jeder Golfer seinen
eigenen individuellen Golfschwung hat, analog dem
eigenen Finger-abdruck, kommen unter Golfern typische
Verletzungsmuster besonders häufig vor.
Wie in jeder Sportart finden sich auch im
Golfsport die Verletzungen an typischen «Schwachstellen». Besonders gefährdet
ist der Rücken, vor allem im Lendenwirbelsäulenbereich, wo rund 50% aller
Golfverletzungen zu verzeichnen sind. Hier erzeugen wir während des Schwungs die
enorm hohen Belastungen, indem sich der Körper in der Ausholbewegung wie eine
Spiralfeder aufdreht, beim Durchschwung in die entgegengesetzte Richtung federt,
um sich im Ausschwung erneut stark zu verdrehen; dies führt neben den hohen
Rotationskräften im Lendenwirbelsäulenbereich auch zu seitlichen Biege- und
Scherkräften. Die Wirbelsäule lässt sich aber nur im unteren
Brustwirbelsäulenbereich relativ gut verdrehen.
Profi |
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|
|
Amateur |
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27-37%
9-10%
6-7%
24-28%
1-2%
6-7%
1-2%
2-3% |
Hand/Handgelenk
Schulter
Ellbogen
Rücken/Wirbelsäule
Hüfte
Kniegelenk
Sprunggelenk
Füsse |
15-30%
6-11%
13-33%
25-37%
2-4%
4-9%
2-5%
1-3% |
|
Die Häufigkeit der Verletzungsmuster
bei Amateurgolfern und Professionals |
Im Rücken,
vorab im Lendenwirbelsäulenbereich, verzeichnet man rund 50% der
Golf-verletzungen.
Unterschiede Golferin/Golfer
Die Lendenwirbelsäule, welche sich
für Beugung und Streckung besser eignet, ist deshalb äusserst anfällig für die
enormen Rotationsbelastungen während des Golfschwunges. Weitere Verletzungen
beim Golfen treten häufig im Ellbogen-, Handgelenk- sowie im Schulterbereich
auf. Verletzungen in den Hüften, den Knien oder in den Sprunggelenken sind
weniger häufig festzustellen. Unter den Professionals und intensiv Golfenden
sind Handund Handgelenkverletzungen sowie Rückenverletzungen im Lendenbereich am
häufigsten anzutreffen, gefolgt von Schulter- und Ellbogenverletzungen.
Amateurgolfer hingegen leiden am häufigsten an Rückenverletzungen, gefolgt von
Ellbogen- bzw. Hand- und Handgelenkverletzungen.
Nebst den Unterschieden zwischen
Amateurgolfern und Professionals weisen auch Männer und Frauen unterschiedliche
Verletzungsmuster auf. Bei Männern sind Verletzungen des Rückens und bei Frauen
Verletzungen der Handgelenke am häufigsten. Man geht davon aus, dass durch die
verminderte Vorderarm-Muskelkraft Frauen die Belastung im Treffmoment nicht
genügend absorbiern können. Dass Männer häufiger Rückenverletzungen aufweisen,
hat mit deren kraftbetonteren Körperrotation und der höheren
Schwunggeschwindigkeit zu tun. Am zweithäufigsten finden sich bei Männern
Ellbogenverletzungen, bei Frauen hingegen Rückenverletzungen. Bei Frauen stehen
an dritter Stelle Verletzungen im Ellbogenbereich, bei Männern jene der
Handgelenke und der Schultergelenke. Dabei kom
men typischerweise bei den rechtshändig
Spielenden Verletzungen viel häufiger an der linken Schulter, dem linken
Ellbogen und dem linken Handgelenk vor. Muskelaktivitätsmessungen zeigen, dass
die linke obere Extremität bei rechtshändig spielenden Golfern aktiver ist als
die rechte Seite.
Ansprechposition, Rückschwung
Der komplexe Golfschwung kann vereinfacht in die drei folgenden
Hauptphasen eingeteilt werden: 1. Ansprechposition und Rückschwung, 2.
Abwärtsschwung mit Balltreffmoment sowie 3. Durchschwung in die Finish-
Position. In der Ansprechposition sind eine gleichmässige Gewichtsverteilung und
eine stabile Standposition wichtig. Dabei sollte eine bequeme Haltung mit
möglichst geradem Rücken und gestreckten, aber trotzdem entspannten Armen
eingenommen werden. Durch die Gewichtsverlagerung auf den rechten Fuss in den
Absatzbereich wird der Rückschwung des Oberkörpers eingeleitet. Durch die
simultane Rotation der Kniegelenke, der Hüften und des Oberkörpers um die
Wirbelsäulen-Längsachse erreichen wir den vollendeten Rückschwung.
Um langfristig beschwerdefrei Golf spielen zu können,
benötigen wir einen fitten Bewegungs-apparat.
Abwärtsschwung, Treffmoment
Der Vorwärtsschwung beginnt mit dem Abwärtsschwung, der als
beschleunigte Bewegung die Schlägerkopf-geschwindigkeit aufbaut und den Schläger
in die präzise Position während des Treffmomentes bringt. Diese komplexe und
koordinierte Bewegung wird idealerweise von den Füssen aufsteigend mit den
Beinen und Hüften, bereits vor Erreichen des vollendeten Rückschwunges,
eingeleitet. Die Schlägerkopfbewegung wird durch eine parallele Verschiebung des
Körpers nach links sowie durch die Körperrotation hervorgerufen.
Arme und Hände bleiben bei der Beschleunigung eher passiv, sie
verbinden und halten sozusagen «nur» den Schläger in Position. Hier sind vor
allem Rhythmus und Tempo gefragt, als wollten Sie mit einer Peitsche einen Knall
erzeugen. Dazu braucht es eine Bewegung, die langsam beginnt, sich beschleunigt
und im richtigen Moment die Maximalgeschwindigkeit erreicht. Vor allem ein zu
starker Schlägergriff behindert das freie Schwingen des Schlägers und das Rollen
der Hände durch den Treffmoment hindurch. Durchschwung und Finish Die frühe
Durchschwung-Phase beginnt unmittelbar nach dem Ballkontakt und ist durch das
schnelle Rollen der Handgelenke und der damit verbundenen Dehnung der
Vorderarmmuskeln gekennzeichnet. Dies führt häufig zu Verletzungen an den
Handgelenken sowie zu Überlastungsschäden der Vorderarmmuskeln und zu
Ellbogenschmerzen. In der späten Durchschwung-Phase beginnen die zunehmende
Abbremsung der Schlägerkopfgeschwindigkeit sowie die Körperrotation in die
Finish-Position, bei der der Golfer dem Ziel zugewandt steht. Der korrekten
Finish-Position wird häufig zu wenig Beachtung geschenkt, und oft fehlt uns hier
auch die nötige Beweglichkeit. Ein rückenschonender Golfschwung sollte in der
ausbalancierten und aufrecht stehenden Finish-Position enden, in der die so
genannte «umgekehrte C»-Stellung vermieden werden muss.
Individuell richtig statt «perfekt»
Auf dem Golfplatz werden Sie unschwer feststellen, dass gerade
wir Golferinnen und Golfer punkto Alter, Körperstatur und Trainingsverfassung
nicht unterschiedlicher sein könnten. Jeder Golfer bringt individuelle
körperliche Voraussetzungen und oft auch bereits körperliche Einschränkungen
durch erlittene Verletzungen mit. Trotzdem träumen wir alle vom perfekten
Golfschwung und vom 250-m- Drive in die Mitte des Fairways. Diese Konstellation
kann problematisch sein, nicht weil der Anspruch hoch ist, sondern weil der
richtige Weg nicht zuerst über Kraft und Ehrgeiz, sondern über Technik und
Beweglichkeit führt. Ich schlage deshalb vor: Vergessen Sie vorderhand
Tiger Woods und den perfekten Golfschwung, den es eh nicht gibt, und versuchen
Sie, Ihren eigenen, individuellen Golfschwung zu optimieren, indem Sie
vorwiegend durch Technik einen schonenden und körperlich bequemen Schwung
aufbauen, mit dem Sie zuverlässig und konstant die korrekte Richtung einhalten
können. Jeder Golflehrer hat zwar seine eigenen Vorstellungen von einem
erfolgreichen Golfschwung, wird Ihnen aber trotzdem beim Verbessern Ihres
eigenen Schwunges weiterhelfen können. Um aber langfristig nicht nur
erfolgreich, sondern auch beschwerdefrei Golf spielen zu können, benötigen wir
nicht nur einen schonenden, individuellen und effizienten Golfschwung, sondern
eben auch einen fitten Bewegungsapparat. Dies zu erreichen, wird eines der
Hauptanliegen Ihres Golfdocs sein.
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