Neben Rückenverletzungen sind
unter Golfenden Beschwerden im Bereiche des Ellbogens am zweithäufigsten zu
finden. Rund 13–33% der Amateurgolfer und 6–7% der Professionals sind durch
Ellbogenbeschwerden in ihrem Golfspiel beeinträchtigt, wobei Männer etwas
häufiger als Frauen betroffen sind. Als Ursache findet sich meistens ein zu
intensives Golfen und/oder eine ungeeignete Schwungtechnik in Verbindung mit
einem ungenügenden Trainings-zustand. Durch die Über- und Fehlbeanspruchung
entstehen Mikroverletzungen mit Entzündungsreaktionen in den Muskelhüllen und
den Ansätzen der Vorderarmmuskeln an der Knochenhaut am Ellbogen, was zu den
typischen Schmerzen während und nach der Belastung führt.
Öfter Tennis- als Golf-Ellbogen
Sind die Beugermuskeln und ihre
Ansätze auf der Innenseite des Ellbogens betroffen, spricht man vom
«Golfer-Ellbogen», und falls die Streckmuskelansätze auf der Aussenseite des
Ellbogens betroffen sind, vom «Tennis-Ellbogen »
(Bild 1).
Aber nicht nur Tennisspieler können einen «Tennis-Ellbogen » entwickeln, auch
Maurer, die im Akkord täglich massenweise Ziegelsteine mit einer Hand aufnehmen,
oder Sekretärinnen sind davon betroffen.
Auch unter Golfenden ist der «Tennis-Ellbogen» eine typische
Verletzung, wobei meist der «führende» linke Arm (gilt für rechts Spielende)
betroffen ist. Der «Tennis-Ellbogen» des Golfers ist sogar rund vier Mal
häufiger anzutreffen als der eigentliche «Golfer-Ellbogen », der häufig am
rechten Arm vorkommt. Dies hat mit der Biomechanik des Golfschwunges zu tun,
indem beim rechts spielenden Golfer vorwiegend die Vorderarmmuskulatur im
linken Arm die wirkenden Kräfte absorbieren muss. Intensives Golfspielen und
eine ungeeignete Schwungtechnik führen alleine häufig zu Über- bzw.
Fehlbelastungen.
Wird zusätzlich mit untrainierten Muskeln Golf gespielt, ist das
Risiko für Verletzungen und Schmerzen während und nach der Belastung umso
grösser. Schmerzen sind immer ein Alarmsignal, auf das es sich lohnt, möglichst
früh im Interesse des Körpers und der Gesundheit zu reagieren.
Schmerzen sind ein Alarmsignal, auf das man im Interesse der
Gesundheit möglichst früh reagieren sollte.
Unbedingt pausieren!
Als erste Massnahme zur Behandlung eines Tennis- oder
Golfer-Ellbogens muss die Schmerz auslösende Ursache eliminiert werden. Dies
bedeutet, dass keine Golfschläger mehr geschwungen werden dürfen und weitere
Ellbogenbelastungen vermieden werden sollten. Zu Beginn sind auch kühlende
Eispackungen und die Einnahme von Mitteln gegen die Schmerzen hilfreich. Nach
einer Spielpause, die zum Teil mehrere Wochen dauern kann und während welcher
der Aufbau der Muskulatur im Vordergrund steht, muss der Wiederbeginn mit dem
Golfen vorsichtig erfolgen.Meistens ist nur das kurze Spiel möglich. Der weitere
Verlauf wird davon abhängig sein,ob es gelingt, die Schwungtechnik so zu
verändern, dass Golfen statt Schmerzen wieder Spass verursacht, denn wenn ein
chronisches Ellbogenproblem besteht, ist eine erfolgreiche Behandlung immer
schwieriger. Wie kann man sich präventiv vor einem Tennis- oder Golfer-Ellbogen
schützen? Dies muss auf zwei Arten erfolgen.
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Zum einen muss die Belastung und die zu absorbierende Kraft in
den Vorderarmmuskeln durch eine adäquate Schwungtechnik reduziert werden,und
andererseits muss die Belastbarkeit der Vorderarmmuskeln durch ein regelmässiges
Training, das die Muskelausdauer und die Muskelkraft der Vorderarmmuskeln
aufbaut und sie durch Stretchingübungen dehnt (vgl. Drive 8/02), gesteigert
werden.
Für den Aufbau der Muskelkraft eignen sich bereits einfache Übungen wie
das häufige Zusammendrücken eines Tennisballes oder einer Knetmasse, aber auch
das Zusammenknüllen einer Zeitung besonders gut. Übungen mit dem Thera-Band oder
mit Hanteln steigern den Trainingseffekt zusätzlich. Eine einfache und effektive
Kräftigungsübung ist das Auf- und Abrollen eines Gewichtes
(Bild 2).
Golfende kräftigen und dehnen ihre
Vorderarmmuskeln nicht, um einen festeren Griff zu bekommen, sondern um die
Belastbarkeit der Vorderarmmuskeln und Muskelansätze zu erhöhen. Speziell
Golfer mit Ellbogenproblemen halten ihre Schläger meistens viel zu fest in
den Händen. Es braucht nur so viel Griffstärke, dass man den Schläger nicht
aus der Kontrolle verliert («als ob man ein Küken in den Händen hält»).
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Um die Belastung in den Vorderarmmuskeln
zusätzlich zu reduzieren, sollte der Golfer seine Arme und Hände möglichst
entspannen, und zwar nicht nur zu Beginn in der Ansprechposition, sondern
ganz entscheidend auch während des gesamten Golfschwunges und speziell im
Moment des Ballkontaktes.
Beim Rückschwung
den linken Arm völlig gestreckt zu halten, ist nicht zwingend. Viele Pros haben
es bewiesen.
Unnötige Streckung belastet
Ein weiterer wichtiger Punkt zur Vermeidung von Vorderarm- und
Ellbogenbeschwerden ist der Griff des Schlägers. Viele Golfer halten ihren
Schläger mit einem so genannten «schwachen» Griff (dies hat nichts mit der
Griffstärke zu tun), indem sie die linke Hand, dies gilt für rechts spielende
Golfer, im Gegenuhrzeigersinn gedreht halten. Dadurch wird das linke Handgelenk
zu stark zur Handfläche hin abgewinkelt
(Bild 3a). Anstatt beim Rückschwung das
Handgelenk in Daumenrichtung abzuwinkeln, erfolgt eine für die äusseren
Vorderarmmuskeln belastende Handgelenksbeugung
(Bild 3b).
Beim Vorwärtsschwung besteht nun das Risiko, dass die Beschleunigung des
Schlägers zu stark mit den äusseren Vorderarmmuskeln ausgelöst wird. Deshalb
sollten Golfende mit Ellbogenbeschwerden auf einen «starken» Griff umstellen.
Dies wird erreicht, indem die linke Hand leicht im Uhrzeigersinn gedreht wird
(gilt für rechts spielende Golfer). Dadurch wird das Handgelenk leicht zum
Handrücken hin abwinkelt (Bild 4a).
Korrekt
durchgeführt, werden nun mindestens drei Fingergrundgelenke der linken Hand
sichtbar, und der Rückschwung erfolgt ohne die unnötige Belastung der äusseren
Vorderarmmuskeln (Bild 4b). Unnötige Belastung in der linken Vorderarmmuskulatur treten auch
dadurch auf, dass Golfer angehalten werden, im Rückschwung ihren linken Arm
möglichst gestreckt zu halten
(Bild 5).
Dass dies nicht zwingend ist, haben viele Professionals bewiesen, die auch mit
leicht gebeugten linken Ellbogen erfolgreich gespielt haben. Die Gefahr dieses
Streckversuches des linken Armes liegt darin, dass es dadurch eher zur
Verkrampfung als zur Entspannung der Vorderarmmuskeln kommt.
Auf der Range nie direkt ab Matte
Vergessen Sie deshalb im Rückschwung Ihren linken Arm und lassen
Sie durch Ihre Körperbewegung Arm, Ellbogen und Handgelenk die natürliche
Stellung einnehmen, die Sie als bequem empfinden
(Bild 6).Aus
dieser lockeren Startposition heraus ist es dann auch viel einfacher möglich,
mit einem lockeren und gestreckten Arm durch den Ball hindurchzuschwingen. Es
kann in diesem Zusammenhang nicht genügend betont werden,dass die Arme und
Hände eine passive Rolle bei der Erzeugung des Golfschwunges spielen. Sie
verbinden lediglich Ihre Körperbewegung mit Ihrem Schläger.
Golfer mit Ellbogenbeschwerden müssen auf jeden Fall mit ihrem
Schlägerkopf einen extremen Bodenkontakt vermeiden, der z.B. beim Erzeugen von
dicken Divots entsteht, und Bälle möglichst mit sauberem Schlägerkopfkontakt und
ohne Divot spielen. Ich empfehle zudem, auf der Driving Range die Golfbälle
nicht direkt von den Matten, sondern immer vom Gummi-Tee zu schlagen, um
belastende Rückschläge auf die Vorderarmmuskulatur zu reduzieren. Belastende
Bodenkontakte können ebenso einfach vermieden werden, wenn Sie Ihre Vernunft
walten lassen und kein Risiko eingehen, indem Sie den Golfball auf harten
Unterlagen wie Wegen, Steinen und Strassen für unspielbar erklären und ihn mit
einem Strafschlag gedroppt an weicher Stelle weiterspielen.
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