Vorbeiziehende
Gewitter mit Blitz und Donner
sind ein Naturspektakel, das sich
alljährlich bei uns
in den Sommermonaten
wiederholt. Aus geschützter und
warmer Stube betrachtet
kann dies durchaus auch
faszinierend sein, doch für den Golfer draussen
auf dem Fairway
besteht hingegen
Lebensgefahr.
In den USA werden pro Jahr rund 500 bis
1000 Menschen beim Fischen, Bootfahren,Wandern, Campen, Biken oder
Golfen vom Blitz getroffen (1 auf 300 000 Einwohner). Unter ihnen finden
sich häufig Golfspieler aus Florida, weil einerseits in Florida eine
erhöhte Gewitteraktivität herrscht und andererseits, weil Golfer jedes
Jahr immer wieder die gleichen Fehler begehen, indem sie nicht
rechtzeitig, d.h. vor Ankunft des Gewitters, sich in Sicherheit bringen
oder fälschlicherweise unter einzelnen Bäumen Schutz suchen. Rund 10%
der vom Blitz Getroffenen erleiden tödliche Verletzungen, in den USA
sind es 70 Todesfälle pro Jahr und in der Schweiz gemäss Bundesamt für
Statistik etwa 5 Todesfälle jährlich, was im Vergleich zu Ländern mit
hoher Gewitterdichte eindeutig zu viel ist.
Blitzschlag beim US Open
Golfgeschichte geschrieben haben 1975 Lee Trevino, Bobby
Nichols und Jerry Heard am US Open in Chicago, als sie gleichzeitig vom
Blitz getroffen wurden und verletzt überlebten, sowie 1991 das US Open
in Hazeltine, als unter mehreren vom Blitz Getroffenen ein Zuschauer
starb. Die Blitzgefahr wird seither von der United States Golf
Association (USGA) und der PGA sehr ernst genommen. Mittlerweile sind
auch alle Golfplätze auf der Tour mit Anlagen bestückt, die Blitze
bereits auf eine Distanz von mehreren hundert Kilometern orten können,
und im Mai 2002 ist in den USA erneut eine Kampagne zur «Sicherheit vor
Blitzschlägen » lanciert worden.
Blitze entstehen durch elektrostatische Entladungen in
Gewitterwolken, die meist im Rahmen von sommerlichen Wärmegewittern, an
heissen Tagen mit hoher Luftfeuchtigkeit, oder bei vorbeiziehenden
Frontgewittern auftreten. Typisch für Wärmegewitter mit Blitzaktivität
sind die gigantischen Cumulonimbus-Wolken, die sich wie Ambosse
hoch bis in die Stratosphäre auftürmen können. Der über 30 bis 100 000
km/sek. (1/3 bis 1/10 der Lichtgeschwindigkeit) schnelle und bis zu 33
000 Grad Celsius heisse Blitz erzeugt in einem Zeitraum von einer
tausendstel Sekunde eine Spannung von bis zu 10 Mio.Volt und einen
Blitzstrom von über 200 000 Ampère. Blitzströme können Gegenstände
schmelzen oder so erwärmen, dass leicht entzündliche Stoffe in Brand
geraten oder explodieren. Nimmt der Blitz seinen Weg durch feuchte
Wände, Balken oder Bäume, entsteht schlagartig Wasserdampf, der zur
Explosion von Dächern und Wänden und Zerfetzung von Bäumen führt.
«When God wants to play through, let Him play through.»
Lee
Trevino, US-Golfer
Gefährlich nur schon bei Nähe
Blitze können den Menschen nicht nur direkt am Körper
treffen. Auch in unmittelbarer Nähe eines vom Blitz getroffenen Objektes
besteht Gefahr durch Blitzüberschlag oder durch Explosions- und
Brandverletzungen. Deshalb sind Personen, die sich unter Bäumen, neben
Masten oder in der Nähe von Aussenwänden befinden, besonders gefährdet.
Auch indirekt können Blitzeinschläge gefährlich werden.
Denn von der Einschlagstelle breitet sich der Blitz
radiär in alle Richtungen im Boden und im Wasser aus und erzeugt an der
Erdoberfläche zwischen den Füssen eine hohe Schrittspannung, wodurch
Strom durch den Körper fliessen kann. Dadurch befindet sich ein Mensch
auch noch in grösserem Abstand vom Einschlagsort in einer Gefahrenzone,
die mindestens 20 Meter im Radius beträgt, aber auch weiter reichen
kann. Dies ist der Grund, weshalb man bei Gewittern im Freien unbedingt
in der Hockestellung die Füsse eng nebeneinander setzen soll, um die
Schrittspannung so klein wie möglich zu halten.
Schwer berechenbar
Gewitter sind deshalb so unberechenbar, weil nicht jede
Gewitterwolke auch eine Blitzaktivität aufweist und weil sowohl Ort als
auch Zeitpunkt des ersten bzw. des nächsten Blitzeinschlages nicht
vorhersehbar sind. Wird ein Mensch vom Blitz getroffen, so ist aus
medizinischer Sicht die sofortige Alarmierung (Tel. 144) und die
Leistung der ersten Hilfe wichtig, denn nur rund 10% erleiden tödliche
Verletzungen, meist durch Herzstillstand oder Lähmung der
Atemmuskulatur, während 90% den Blitzschlag überleben. Der Mythos, dass
vom Blitz Getroffene noch elektrisch geladen sind, ist falsch. Die
Verletzungen richten sich hauptsächlich danach, an welcher Stelle der
Mensch vom Blitz getroffen wird und wo der Strom durch den Körper
dringt. Der weitaus grösste Teil des Blitzstromes fliesst auf der
Körperoberfläche und verursacht an den Einund Austrittsstellen
Verbrennungen. Nasse Kleider werden aufgerissen.
Strom und Wärmeeinwirkungen können in den durchflossenen
Körperteilen und im Zentralnervensystem Schäden verursachen. Häufig sind
Gedächtnis-, Konzentrations- und Schlafstörungen sowie Seh- und
Gehörstörungen. Gefährlicher als vorübergehende Bewusstlosigkeit sind
Atem- und Herzstillstand mit Hirnschädigung sowie Schäden des
Zentralnervensystems bei Stromfluss durch das Gehirn.
«If you can see it
(lightning), flee it; if you can hear it (thunder), clear it.»
US lightning
safety institute
Nicht warten, bis die Wolke da ist
Untersuchungen haben gezeigt, dass Blitze aus einer
Gewitterfront in bis zu 10–15 km Entfernung auf die Erde einschlagen
können. Das heisst, dass Gewitter, welche «nur» 10–15 km entfernt sind,
bereits ein erhebliches Blitzrisiko darstellen. Viele Freizeitsportler,
auch Golfer, sind sich dieser Gefahr nicht bewusst und glauben, dass
heranziehende Gewitter erst gefährlich werden, wenn es aus den Wolken
über ihren Köpfen regnet oder Blitze unmittelbar in der Umgebung
einschlagen. Deshalb gilt die 30/30 Regel, die besagt, dass wenn
zwischen sichtbarem Blitz und hörbarem Donner weniger als 30 Sekunden vergehen, die
Gewitterfront bereits die gefährliche 10-km-Grenze unterschritten hat
(Schallgeschwindigkeit rund 330 Meter/Sekunde) und Golfer sich in
Sicherheit (z.B. Clubhaus) begeben sollten und erst 30 Minuten nach dem
letzten Donner Entwarnung gegeben werden kann.
Nicht in der Gruppe bleiben
Golfplätze zählen aufgrund der einzeln stehenden Bäume
und Baumgruppen, der freistehenden metallenen Fahnenstangen und der
verwendeten Golfschläger bei einem Gewitter zu den gefährlichsten Orten.
Wird man trotzdem von einem Gewitter im Freien überrascht, hat man ein
Problem, denn sowohl unter Bäumen als auch auf dem Fairway ist man jetzt
nicht mehr sicher. Golfer in Gruppen sollten sich verteilen und
untereinander mindestens 3–5 Meter Abstand einnehmen. Ist keine
Schutzhütte vorhanden oder das Clubhaus zu weit entfernt, besteht nur
noch die Möglichkeit, in einem Wald oder in einer Geländemulde in
mindestens 3–5 Meter Abstand von Stämmen und Astspitzen in der Hocke auf
den Boden zu kauern, die Arme um die Beine zu schlingen und die Füsse
dicht nebeneinander hinzustellen und die Golftasche samt Regenschirm
weit von sich so lange auf den Boden zu legen, bis das Schlimmste vorbei
ist.
Auf keinen Fall sollte man sich flach auf den Boden
legen. Fahnenstangen auf den Greens und exponierte Geländeabschnitte
sind bevorzugte Einschlagsorte, ebenso nasse Golfschläger oder
aufgespannte Regenschirme. In falscher Sicherheit wähnt sich,wer glaubt,
dass das Benützen von Regenschirmen mit einem Fiberglas- oder
Kunststoffrohr, das Ausziehen von Schuhen mit Metall-Spikes oder das
Benützen eines Golfwagens die Blitzgefahr verringern könnte.
Auch in Hütten
in die Hocke
Schutzhütten aus Holz sind nur sicher, wenn sie mit
einer Blitzschutzanlage mit Blitzableiter und isoliertem Boden
ausgerüstet sind, ansonsten können sie bei Blitzschlag eher zur Falle
werden. Auf jeden Fall sollten Sie sich in der Hütte in der Mitte
aufhalten und die Hockstellung einnehmen. Unbedingt zu meiden sind
Aufenthaltsorte unter einzelnen Bäumen oder am Waldrand, an exponierten
und erhöhten Lagen auf Hügelkuppen, in der Nähe von Metallzäunen oder im
Wasser. Es kann nicht genug wiederholt werden, dass Golfer sichere Orte
wie ein Clubhaus frühzeitig vor Ankunft eines Gewitters aufsuchen
sollten. Nicht umsonst erlaubt die Regel 6a II, das Spiel straflos zu
unterbrechen, wenn durch ein Gewitter die Gefahr eines Blitzschlages als
gegeben angesehen wird. Wetterprognosen mit Radar- und
Satellitenbildern unter www.meteoschweiz/de.
Kampagne: Während des "US
Lightning Safety Awareness Week " vom 28. April bis 4.
Mai 2002 ermahnte Spitzengolfer Rocco
Mediate zu Vorsicht bei Gewittern auf dem Golfplatz. |
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