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Der Golfschwung als Ursache für Verletzungen

Artikel von Dr.med. Martin Lauterburg in DRIVE, das Magazin zum Golfsport, Ausgabe Januar 2002, S. 54-57.

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Wer sich effektiv vor Golfverletzungen schützen will, muss sich neben den anatomischen Gegebenheiten seines Bewegungsapparates auch mit der Biomechanik des Golfschwunges auseinander setzen. Denn der Golf-schwung birgt in verschiedenen Positionen die Gefahr, unseren Körper durch übermässige Belastung zu verletzen. Obschon jeder Golfer seinen eigenen individuellen Golfschwung hat, analog dem eigenen Finger-abdruck, kommen unter Golfern typische Verletzungsmuster besonders häufig vor.

Wie in jeder Sportart finden sich auch im Golfsport die Verletzungen an typischen «Schwachstellen». Besonders gefährdet ist der Rücken, vor allem im Lendenwirbelsäulenbereich, wo rund 50% aller Golfverletzungen zu verzeichnen sind. Hier erzeugen wir während des Schwungs die enorm hohen Belastungen, indem sich der Körper in der Ausholbewegung wie eine Spiralfeder aufdreht, beim Durchschwung in die entgegengesetzte Richtung federt, um sich im Ausschwung erneut stark zu verdrehen; dies führt neben den hohen Rotationskräften im Lendenwirbelsäulenbereich auch zu seitlichen Biege- und Scherkräften. Die Wirbelsäule lässt sich aber nur im unteren Brustwirbelsäulenbereich relativ gut verdrehen.

Profi

 

 

  Amateur

27-37%

 

9-10%

 

6-7%

 

24-28%

 

1-2%

 

6-7%

 

1-2%

 

2-3%

Hand/Handgelenk

 

Schulter

 

Ellbogen

 

Rücken/Wirbelsäule

 

Hüfte

 

Kniegelenk

 

Sprunggelenk

 

Füsse

15-30%

 

6-11%

 

13-33%

 

25-37%

 

2-4%

 

4-9%

 

2-5%

 

1-3%

Die Häufigkeit der Verletzungsmuster bei Amateurgolfern und Professionals

Im Rücken, vorab im Lendenwirbelsäulenbereich, verzeichnet man rund 50% der Golf-verletzungen.

Unterschiede Golferin/Golfer

Die Lendenwirbelsäule, welche sich für Beugung und Streckung besser eignet, ist deshalb äusserst anfällig für die enormen Rotationsbelastungen während des Golfschwunges. Weitere Verletzungen beim Golfen treten häufig im Ellbogen-, Handgelenk- sowie im Schulterbereich auf. Verletzungen in den Hüften, den Knien oder in den Sprunggelenken sind weniger häufig festzustellen. Unter den Professionals und intensiv Golfenden sind Handund Handgelenkverletzungen sowie Rückenverletzungen im Lendenbereich am häufigsten anzutreffen, gefolgt von Schulter- und Ellbogenverletzungen. Amateurgolfer hingegen leiden am häufigsten an Rückenverletzungen, gefolgt von Ellbogen- bzw. Hand- und Handgelenkverletzungen.

Nebst den Unterschieden zwischen Amateurgolfern und Professionals weisen auch Männer und Frauen unterschiedliche Verletzungsmuster auf. Bei Männern sind Verletzungen des Rückens und bei Frauen Verletzungen der Handgelenke am häufigsten. Man geht davon aus, dass durch die verminderte Vorderarm-Muskelkraft Frauen die Belastung im Treffmoment nicht genügend absorbiern können. Dass Männer häufiger Rückenverletzungen aufweisen, hat mit deren kraftbetonteren Körperrotation und der höheren Schwunggeschwindigkeit zu tun. Am zweithäufigsten finden sich bei Männern Ellbogenverletzungen, bei Frauen hingegen Rückenverletzungen. Bei Frauen stehen an dritter Stelle Verletzungen im Ellbogenbereich, bei Männern jene der Handgelenke und der Schultergelenke. Dabei kom men typischerweise bei den rechtshändig Spielenden Verletzungen viel häufiger an der linken Schulter, dem linken Ellbogen und dem linken Handgelenk vor. Muskelaktivitätsmessungen zeigen, dass die linke obere Extremität bei rechtshändig spielenden Golfern aktiver ist als die rechte Seite.

 

 

 

 

Ansprechposition, Rückschwung

Der komplexe Golfschwung kann vereinfacht in die drei folgenden Hauptphasen eingeteilt werden: 1. Ansprechposition und Rückschwung, 2. Abwärtsschwung mit Balltreffmoment sowie 3. Durchschwung in die Finish- Position. In der Ansprechposition sind eine gleichmässige Gewichtsverteilung und eine stabile Standposition wichtig. Dabei sollte eine bequeme Haltung mit möglichst geradem Rücken und gestreckten, aber trotzdem entspannten Armen eingenommen werden. Durch die Gewichtsverlagerung auf den rechten Fuss in den Absatzbereich wird der Rückschwung des Oberkörpers eingeleitet. Durch die simultane Rotation der Kniegelenke, der Hüften und des Oberkörpers um die Wirbelsäulen-Längsachse erreichen wir den vollendeten Rückschwung.

Um langfristig beschwerdefrei Golf spielen zu können, benötigen wir einen fitten Bewegungs-apparat.

Abwärtsschwung, Treffmoment

Der Vorwärtsschwung beginnt mit dem Abwärtsschwung, der als beschleunigte Bewegung die Schlägerkopf-geschwindigkeit aufbaut und den Schläger in die präzise Position während des Treffmomentes bringt. Diese komplexe und koordinierte Bewegung wird idealerweise von den Füssen aufsteigend mit den Beinen und Hüften, bereits vor Erreichen des vollendeten Rückschwunges, eingeleitet. Die Schlägerkopfbewegung wird durch eine parallele Verschiebung des Körpers nach links sowie durch die Körperrotation hervorgerufen.

Arme und Hände bleiben bei der Beschleunigung eher passiv, sie verbinden und halten sozusagen «nur» den Schläger in Position. Hier sind vor allem Rhythmus und Tempo gefragt, als wollten Sie mit einer Peitsche einen Knall erzeugen. Dazu braucht es eine Bewegung, die langsam beginnt, sich beschleunigt und im richtigen Moment die Maximalgeschwindigkeit erreicht. Vor allem ein zu starker Schlägergriff behindert das freie Schwingen des Schlägers und das Rollen der Hände durch den Treffmoment hindurch. Durchschwung und Finish Die frühe Durchschwung-Phase beginnt unmittelbar nach dem Ballkontakt und ist durch das schnelle Rollen der Handgelenke und der damit verbundenen Dehnung der Vorderarmmuskeln gekennzeichnet. Dies führt häufig zu Verletzungen an den Handgelenken sowie zu Überlastungsschäden der Vorderarmmuskeln und zu Ellbogenschmerzen. In der späten Durchschwung-Phase beginnen die zunehmende Abbremsung der Schlägerkopfgeschwindigkeit sowie die Körperrotation in die Finish-Position, bei der der Golfer dem Ziel zugewandt steht. Der korrekten Finish-Position wird häufig zu wenig Beachtung geschenkt, und oft fehlt uns hier auch die nötige Beweglichkeit. Ein rückenschonender Golfschwung sollte in der ausbalancierten und aufrecht stehenden Finish-Position enden, in der die so genannte «umgekehrte C»-Stellung vermieden werden muss.

Individuell richtig statt «perfekt»

Auf dem Golfplatz werden Sie unschwer feststellen, dass gerade wir Golferinnen und Golfer punkto Alter, Körperstatur und Trainingsverfassung nicht unterschiedlicher sein könnten. Jeder Golfer bringt individuelle körperliche Voraussetzungen und oft auch bereits körperliche Einschränkungen durch erlittene Verletzungen mit. Trotzdem träumen wir alle vom perfekten Golfschwung und vom 250-m- Drive in die Mitte des Fairways. Diese Konstellation kann problematisch sein, nicht weil der Anspruch hoch ist, sondern weil der richtige Weg nicht zuerst über Kraft und Ehrgeiz, sondern über Technik und Beweglichkeit führt. Ich schlage deshalb vor: Vergessen Sie  vorderhand Tiger Woods und den perfekten Golfschwung, den es eh nicht gibt, und versuchen Sie, Ihren eigenen, individuellen Golfschwung zu optimieren, indem Sie vorwiegend durch Technik einen schonenden und körperlich bequemen Schwung aufbauen, mit dem Sie zuverlässig und konstant die korrekte Richtung einhalten können. Jeder Golflehrer hat zwar seine eigenen Vorstellungen von einem erfolgreichen Golfschwung, wird Ihnen aber trotzdem beim Verbessern Ihres eigenen Schwunges weiterhelfen können. Um aber langfristig nicht nur erfolgreich, sondern auch beschwerdefrei Golf spielen zu können, benötigen wir nicht nur einen schonenden, individuellen und effizienten Golfschwung, sondern eben auch einen fitten Bewegungsapparat. Dies zu erreichen, wird eines der Hauptanliegen Ihres Golfdocs sein.

 

 

 

 

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